Elling

von Axel Hellstenius

 

Das Leben kann sehr leicht wie ein Hürdenlauf wirken, wenn es Mut erfordert, ans Telefon zu gehen oder ein Restaurant zu durchqueren. Für Elling und seinen Freund Kjell Bjarne sind die alltäglichen Probleme, mit denen sie nach der Entlassung aus der psychiatrischen Klinik konfrontiert werden, eine echte Herausforderung. Langsam und tastend arbeiten sie sich in die Normalität des Alltags vor.

Eine intelligente Komödie, die zentrale philosophische und emotionale Fragen mit unbestechlichem Charme beantwortet. Schließlich liegt für alle die größte Herausforderung im Wagnis, sich der Welt zu stellen.

Regie Ingrid Gündisch

Mit Ulrich Großmann / Peter Haug-Lamersdorf /

Elisabeth Kreßler / Dietmar Kwoka

Premiere 09.02.2013, 20 Uhr

weitere Vorstellungen 12.02 bis 09.03.2013, 20 Uhr  / 17.02., 17 Uhr

Online Kartenvorverkauf

Willkommen in der Wirklichkeit

Ingrid Gündisch inszeniert die norwegische Komödie "Elling" auf der Bühne des Freiburger Wallgraben-Theaters.

  1. Wallgaben Theater: Elling. Mit Ulrich Großmann und Dietmar KwokaFoto: Christine Deutsch

 

 

Der Wahnsinn hat Konjunktur auf der Bühne des Wallgraben-Theaters: Nachdem Michael Frayns britisches Erfolgsstück "Der nackte Wahnsinn" wochenlang für eine ausverkaufte Freiburger Kellerbühne gesorgt hat, könnte es mit der norwegischen Psychiatrie-Komödie "Elling" von Axel Hellstenius gerade so weitergehen. Im Mittelpunkt der von Ingrid Gündisch mit viel Liebe zum Detail inszenierten Geschichte stehen zwei Männer, die aus einer Irrenanstalt entlassen worden sind: Elling und Kjell Bjarne dürfen – unter der freundlichen Aufsicht des Osloer Stadtangestellten Frank – in einer gemeinsamen Wohnung beweisen, dass sie wieder alltagstauglich sind. "In die Wirklichkeit eintreten", nennen sie das.

Die beiden Herren könnten unterschiedlicher nicht sein – Elling ist ein leicht zwangsgestörter Pedant, gebildeter Sozialdemokrat dazu, der die ersten 42 Jahre seines Lebens "mit Mutter in intensiver Zweisamkeit gelebt hat". Nun, da Mutter diese Welt verlassen hat, muss Elling ohne sie klarkommen. Gut, dass er seinen Freund Kjell Bjarne hat. Der ehemalige Sonderschüler kann mit Werkzeug wesentlich geschickter umgehen als mit Worten und ist rührend bemüht, seine schlimme Kindheit zu vergessen und endlich eine eigene Frau zu finden, die er glücklich machen möchte.

Grundsätzlich sympathisch an diesem Stück ist, dass Elling und Kjell Bjarne zwei so nette Typen sind. Ein bisschen verrückt sind sie, klar, aber das macht sich eher durch liebenswürdige Macken bemerkbar, denn durch einen ernsthaften Knacks: So rücken sie beim Einzug in die neue Wohnung die Betten in den leeren Flur, statt beide einsam in ihren Schlafzimmern zu hausen. So teilen sie die Hausarbeit nach echter Neigung (putzen oder einkaufen), zudem verbindet sie die Abneigung zu telefonieren – bis sie feststellen, dass es auch richtig heiße Nummern über den Draht gibt…

Verkörpert werden die ehemaligen Anstaltsinsassen in Freiburg von einer nahezu perfekten Besetzung: Dietmar Kwoka spielt Elling mit großer Empathie für eine Figur, die sich selber oft im Weg steht, aber niemals ans Aufgeben denkt. Kwokas Elling ist so überzeugend schüchtern und forsch zugleich, so zurückhaltend und emotional, dass es eine Freunde ist, dem Schauspieler zuzusehen. Ulrich Großmanns Kjell Bjarne schafft vor allem mit seinen staunenden Augen, seinen eckigen Gesten und seiner entschlossenen Herzenswärme, den Zuschauer für sich einzunehmen. Und Ingrid Gündisch hat, wie schon Hellstenius, der das Theaterstück nach dem Roman "Blutsbrüder" von Ingvar Ambjornsen entwickelte, die Figuren ernst genommen. Der Zuschauer muss sich nie auf ihre Kosten amüsieren, er wird nicht zum Voyeur, sondern vielmehr zum heiter gestimmten Miterleber, dem so manch eine Unsicherheit der Bühnenfiguren sehr bekannt vorkommen dürfte. Ängste haben schließlich nicht nur Irre.

Das stimmige Bild dieser Inszenierung runden die beiden anderen Darsteller, Peter Haug-Lamersdorf und Elisabeth Kreßler ab. Haug-Lamersdorf spielt den jovialen Frank, der Elling und Kjell Bjarne immer wieder ermuntert, ein ganz normales Leben aufzunehmen. Kreßler darf gleich alle drei weiblichen Rollen übernehmen, die der Ärztin, die der Kellnerin und die der schwangeren Nachbarin Reidun. Dabei zeigt sich die junge Schauspielerin wandlungsfähig und stets präsent. Das Premierenpublikum spendete Ensemble und Regie langen Beifall. –  Nächste Termine: Von Dienstag, 12. Februar bis Samstag, 9. März, jeweils 20 Uhr. Am 17. Februar um 17 Uhr. Karten: BZ-Kartenservice  0761/4968888.

von Heidi Ossenberg

12.02.2013, Badische Zeitung zur Kritik


Wallgraben Theater
Das kleine Schauspielhaus in Freiburg

Wallgraben Theater

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79098 Freiburg

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