Kritiken

Edith Piaf von Carmen Dorothe Moll

Badische Zeitung vom 04.03.2006

"So hat man sie im Ohr"

Edith Piaf alias Carmen Moll im Wallgraben-Theater Freiburg

Sie sind sich nicht ähnlich. Jedenfalls nicht so richtig. Oder, um es deutlicher zu sagen. Carmen-Dorothé Moll ist hübscher. Hübscher als der "Spatz von Paris", als dessen vokales Spiegelbild sie durch die Lande zieht. Doch wenn man die Augen schließt, könnte man es für möglich halten: Die Piaf ist wieder da.

Die Stimme, dieser Charme, diese Art des Vortrags, bis hin zum kleinen ?Schnackler? , der hinten in der Kehle sitzt und meist nach zu heftigem Tremolieren auftritt: So, ja so hat man sie im Ohr.

 


Das Lied sei ein ?Gemälde des Lebens in wenigen Minuten? soll Edith Piaf gesagt haben. Carmen-Dorothé Moll zeichnet in ihrem Piaf-Programm, mit dem sie zur Zeit im Freiburger Wallgraben-Theater gastiert, ein Gemälde des Lebens von Frankreichs legendärer Diseuse in anderthalb Stunden. Von den Anfängen in Pigalle über den frühen Ruhm, die zahlreichen privaten Turbulenzen, den Krieg, den Aufenthalt in den USA, den Verlust des Geliebten, den Drogenkonsum und den verzweifelten (Über-)Lebenskampf mit ihrem einzigen Verbündeten: dem Chanson. Die Auswahl der Lieder ist klug und richtig, weil sie Entwicklungen hörbar macht ? vom Chanson als Momentaufnahme bis zur Ballade des Lebens. Jörg Nadeschdin fungiert dabei als schillernder Conférencier, Annika Hörster zeigt am Klavier mit federndem Anschlag, wie viel Kunst und Virtuosität im kleinsten Chanson stecken kann. C´ était l´ histoire de la Piaf? Jedenfalls war es eine Annäherung an sie ? und ein Abend, an dem es nichts zu bereuen gilt. (Alexander Dick, BZ)


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