Man muss bei dem Stück betroffener werden
Von Petra Berndt (Denzlingen), Auszugsweise erschienen in der Badischen Zeitung vom 14.12.2018
Hier der ungekürzte Leserbrief "100% Zustimmung":
Sogenannte Bettelbriefe gehören zur Vorweihnachtszeit wie der dünne Glühwein auf den Weihnachtsmärkten. Die Meisten der Briefe landen deshalb auch gleich ungelesen auf dem Müll und machen uns höchstens ein wenig schlechtes Gewissen.
Das gelingt mit der Premiere der Satire „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ von Ingrid Lausund nun gerade nicht. Man wird die einundfünfzig Prozentthese nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Dabei beginnt das Stück mit vielen Lachern angesichts der klischeehaft erscheinenden Figuren. Dass es dabei nicht bleibt, verdankt das Stück der Regie Hans Poeschls, der die Charaktere mit Schauspielern besetzt hat, die im tatsächlichen Wortsinn ein Ensemble bilden, bei dem sich keiner in den Vordergrund spielt. Ganz im Gegensatz zu dem Stück selbst, wo sich die Protagonisten im Gutsein übertreffen wollen. Man lacht über deren Verkrampfung, wenn sie von einer Diskriminierungsfalle in die nächste stolpern. Aber mit zunehmend subtiler werdender Argumentation wird man betroffener, muss man betroffener werden. Das Premierenpublikum jedenfalls bedankte sich sehr lange für diesen Theaterabend. Es bedankte sich bei der Autorin dieses klugen Stückes, ausgesucht für das Wallgrabentheater von Regine Effinger. Nicht weniger klug von Hans Poeschl in Szene gesetzt, so das es nie in den Klamauk abrutschte und es bedankte sich bei den Schauspielern, die diese Probe des Gutseins so glaubhaft transponierten. Viele bedankten sich am Schluss auch gerne mit einer Spende an eine ganz reale Schule in Afrika, so das Anliegen der Autorin. !00 % Zustimmung zu einem Abend, an dem es dem Wallgrabentheater einmal mehr gelang, nicht nur zu unterhalten, sondern Inhalte und Werte zu vermitteln. Chapeau! Unbedingt hingehen!